Tamaseu - kennen und lieben lernen

Reisebericht von Ilona Wendt und ihrem ersten Besuch in unserem Tierheim in Tamaseu


Wo kam unser Mika her, den wir im Juli 2022 bekamen? Wie sieht es in Tamaseu aus? Im Vorfeld der Reise besteht bereits Anspannung, Skepsis und Aufregung.      Es beginnt mit der Fahrt nach Hannover, dem Treffen von Hanne und dem Einstieg ins Flugzeug. Ein Umstieg in München, bei dem wir die Wartezeit fehlinterpretieren. Plötzlich geht es ganz schnell und hektisch in den Flieger nach Debrecen. Die Anspannung steigt. Bereits aus dem Flieger sieht man eine andere Bewirtschaftung der Felder mit zeitweise brachliegenden Wiesen. Ankunft in Debrecen: Hannes Koffer ist nicht da. Auch andere warten vergebens auf ihre Koffer. Uns holt Chris mit seinem Schwager ab. Chris versorgt die Hunde, gibt viel Liebe, Ruhe und Zuneigung, repariert die Gehege, erweitert sie, ist kreativ und handwerklich geschickt. Und er kann noch viel mehr!

 

Schließlich sitzen wir im Auto, welches uns nach Tamaseu bringt. Es riecht anders. Die Häuser sind kleiner, verwinkelter gebaut, der Putz fehlt vielfach und auch hier sieht man viel Kreativität und Pragmatismus an Haus und Garten. Kurzer Einkauf in einem großen Supermarkt: Proviant für die nächsten 3,5 Tage. Ungarisch-rumänische Grenze: Pässe werden nach vorne gereicht. Der Fahrer muss aussteigen. Kofferraum öffnen. Es geht weiter. Die Anspannung steigt. Wir sind in Tamaseu. Noch mehrere Male biegt das Auto ab. Schließlich stehen wir vor dem Tor zum Tierheim.

 

Die Begrüßung der Hunde erfolgt durch viel Gebell aus allen Gehegen. Große Aufregung, ohrenbetäubende Lautstärke, es ist überwältigend. Die Umgebung riecht fremdartig und sie wirkt erst einmal nicht so bedrückend, wie ich es mir Zuhause vorgestellt habe. Bezaubernd sind die vielen Nasen an den Gittern. Viele Hunde drücken sich mit ihrem Körper nach oben und suchen die Aufmerksamkeit. Hanne begrüßt die bekannten Mitbewohner und streichelt schnell die Nasen der Neuen. Es geht weiter zum Wohncontainer. Bezug. Auspacken. Ankommen. Bestandsaufnahme. Die folgenden Tage laufen ähnlich ab:

Immer wieder wird Hanne über Aktuelles der Mitbewohner informiert. Jedes Gehege ist belegt und nicht jeder Hund kann mit jedem. Es gehört Geschick und Kenntnis dazu, herauszubekommen welchen Hund man mit welchem zusammensetzen kann. Zeitweise werden die Hunde auf dem freien Gelände unter Aufsicht zusammengeführt. Dabei erfolgt auch ein Foto-Shooting. Alte Bilder müssen ja durch neue ersetzt werden!

 

Chris hat die Verantwortung vor Ort und steht täglich mehrfach in Kontakt mit Hanne und ihrem Mann Dirk. Unterstützung erhält Chris noch von Nico, der die wesentlichen Verrichtungen auch an freien Tagen oder im Krankheitsfall von Chris ausführt.  Es erfolgt eine Bestandsaufnahme des Gebäudes: Einige Dachschindeln sind kaputt und müssen dieses Jahr ausgetauscht werden. Auch die Hauswand zeigt noch Spuren von den Regentagen, wo das Wasser ohne Halt nach unten spritzt: es fehlt die Dachrinne. Leider hat auch nicht jedes Gehege eine Außenanlage und man gelangt zu den hinteren Gehegen nur mit viel Stress aller anderen Hunde.

 

Tritt man in das Gebäude des Tierheims fühlt man sich beklommen. Schnell beginnen alle Hunde zu bellen. Es wird laut. Sehr laut. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Kein Gespräch möglich. Hektik. Aufgeregte Hunde, die ihre stereotypen Bewegungsmuster ausführen. In die Außenanlage laufen und wieder hinein. Hochspringen am Gitter. Festdrücken der Nasen an den Stäben. Große Augen. Angsterfüllte Gesichter. Zähne fletschen. Drohen. Aufmerksamkeit erhaschen. Wenn man in ein Gehege geht, ebbt sofort die Aufregung ab. Es wird wieder still.

 

Am ersten Tag gibt es Neuzugang: zwei ältere Hunde werden spontan mit wenig Vorbereitungszeit aufgenommen. Gerne kommen Anfragen von weiterer Entfernung. Da heißt es möglicherweise auch wieder: Gehege-Wechsel oder wen setzt man zu wem! Auch Hundewelpen werden angekündigt. Sie kommen im Verlauf an und werden erst einmal mit Stroh in das Krankenzimmer einquartiert. Sie fühlen sich dort „pudelwohl“ und spielen quirlig miteinander.

Für die Hunde ist der Besuch eine Umstellung. Gewohnte Abläufe werden umgeworfen. Aber das ist auch Sinn des Besuchs: Streicheln, zeitweise nur dabei sitzen, fotografieren, analysieren, Hundegehege anders zusammensetzen, Chris beim Spazierengehen unterstützen und auch schauen, welche Tiere eventuell kastriert werden können oder auch krank sind? Welcher Hund kann bald nach Deutschland? Welcher Hund ist nicht vermittelbar?

 

Wie schnell man vergisst, dass die Sonne bei der Arbeit gnadenlos scheint. Schon nach kurzer Zeit wird man braun und wenn man nicht aufpasst auch rot! 

Wenn man aus dem Container kommt, schlagen schnell die Welpen im Alter von 4-5 Monaten an, die direkt neben dem Wohncontainer leben. Das Bellen überträgt sich dann wellenartig durch das Tierheim. Auch wenn einzelne Hunde an der Leine durch die anderen bellenden Hunden durchgeführt werden, entstehen beklemmende Momente.

 

Das Tierheim liegt etwas abseits. Ein Recycling-Unternehmen für Metall ist direkt nebenan. Aber auch Umgebungsgeräusche sind da. Man hört Sirenen von Krankenwagen oder Polizei und in regelmäßigen Abständen den Zug. Chris mäht den Rasen, verwendet auch Baumaschinen. Täglich geht er mit den Hunden einen nahegelegenen Weg, einzeln oder auch mit zwei Hunden gleichzeitig. Dort kommen einem auch kleine Traktoren oder auch Autos entgegen.

Der letzte Tag, die letzten Stunden: Es ist bedrückend. Noch schnell einmal in das eine Gehege und in das andere. Die letzten Kuschel-Einheiten. Verschmitzt ein Tränchen wegdrücken. Wann komm ich wieder? Wann sehe ich die Hunde noch einmal?       

            

Schließlich geht es ganz schnell: Einsteigen ins Auto, Passieren der Grenze, diesmal noch erweitert mit einem Atemtest, Erreichen des Flughafens, schneller Abschied von Chris und unserem Fahrer, Einstieg ins Flugzeug nach München, dort ein Abschalten und Resümieren der Ereignisse der letzten Tage und schließlich der späte Flug nach Hannover. Nach der Reise kann ich Mikas Verhalten viel besser einschätzen und erklären! Das tut mir gut! 

                                       

  Tschüß Tamaseu - ich komme wieder! Danke Hanne für den schönen Aufenthalt! Es war überwältigend!




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